Warum müssen wir überhaupt über Alkohol am Arbeitsplatz sprechen?
Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich dieses Thema überhaupt in einem Blogartikel aufgreifen soll. Schließlich ist es heikel und rührt an viele persönliche Gewohnheiten.
Doch genau deshalb müssen wir darüber reden:
Alkohol am Arbeitsplatz ist weit verbreitet – und birgt erhebliche Risiken, sowohl für die Gesundheit einzelner Mitarbeitender als auch für die gesamte Unternehmenskultur und Wirtschaft.
Aktuelle Zahlen der Bundesregierung zeigen:
- 15 % aller Deutschen konsumieren Alkohol in riskantem Maße.
- 57 Milliarden Euro Schaden entstehen jährlich durch alkoholbedingte Krankheiten, Produktionsausfälle und Pflegekosten.
- Über 14.000 Todesfälle jährlich gehen direkt auf Alkoholkonsum zurück.
- Rechnet man alkoholassoziierte Krankheiten hinzu, sterben sogar etwa 40.000 Menschen pro Jahr aufgrund von Alkoholkonsum.
Diese Dimensionen betreffen nicht nur Privatpersonen – Unternehmen tragen eine Mitverantwortung dafür, ob Alkohol am Arbeitsplatz normalisiert oder bewusst zurückgedrängt wird.
Welche persönlichen Erfahrungen haben mich zum Umdenken gebracht?
Meine eigene Reise mit diesem Thema begann früh:
Während meiner Ausbildung in einem großen Hotel vor mehr als 30 Jahren war es vollkommen normal, als Minderjähriger Digestifs und Liköre zu probieren – schließlich sollte ich wissen, was ich den Gästen empfahl.
Niemand hinterfragte damals, ob es sinnvoll ist, Jugendlichen Alkohol im Rahmen ihrer Berufsausbildung nahezubringen.
Auch nach Feierabend gehörte Alkohol dazu: Ein Absacker an der Bar, ein Glas Wein mit den Kollegen.
Die Gastronomie hat mich – wie viele meiner damaligen Kollegen – trinkfest gemacht, denn der Körper gewöhnt sich schnell an regelmäßigen Alkoholkonsum.
Diese Normalität führte dazu, dass ich als Geschäftsführer eines Restaurants in Stuttgart – ganz selbstverständlich – jeden Abend mindestens eine Flasche Wein mit meinen Gästen trank. Dazu kamen regelmäßig diverse „Kurze“.
Es war genau dieses exzessive Trinkverhalten, das mich vor 25 Jahren bewog, der Gastronomie den Rücken zu kehren.
Mit Beginn meines Studiums änderte ich meinen Lebensstil radikal:
Heute trinke ich nur noch selten Alkohol – Ich kann an einer Hand abzählen, wann ich mal ein oder zwei Gläser im Jahr bei besonderen Anlässen trinke – und bin froh, diesen Schritt gegangen zu sein.
Ich bezeichne mich bewusst als ehemaligen „Berufsalkoholiker“, weil ich erlebt habe, wie subtil und gleichzeitig zerstörerisch Alkohol im Berufsleben wirken kann.
Ist Alkohol in modernen Unternehmen wirklich noch ein Problem?
Ja, leider.
Auch nach meinem Wechsel in die Wirtschaft blieb Alkohol ein ständiger Begleiter – wenn auch auf subtilere Weise:
- In einem Startup gab es freitags Kuchen und Prosecco – ein festes Ritual.
- Feierabendbiere standen regelmäßig im Kühlschrank bereit.
- Ein Projektleiter in München bestand darauf, mittags beim Weißwurstfrühstück sein Weizenbier zu trinken – selbst während sensibler Projektphasen.
- Auf Betriebsfeiern wurden Wetten abgeschlossen und Versprechen gemacht, an die sich manche am nächsten Montag gar nicht mehr erinnern konnten.
Ich erinnere mich besonders an ein Unternehmen, in dem der Geschäftsführer bereits mittags das erste Bier öffnete.
Alkohol war Teil der Unternehmenskultur – fast schon ein Statussymbol.
Als „Dankeschön“ an Kunden verschickte man dort Sektflaschen mit Firmenlogo – eine Praxis, die ich zunehmend kritisch sah.
Ich fragte mich:
Was, wenn der Kunde ein Alkoholproblem hat? Was, wenn ich unbeabsichtigt eine gefährliche Dynamik unterstütze?
Gleichzeitig beobachtete ich im Unternehmen:
- Kollegen, die am Feierabend regelmäßig einen Kasten Bier auf Firmenkosten vernichteten.
- Fehlzeiten am nächsten Tag inbegriffen, weil der Kater zu heftig war.
- Eine Geschäftsleitung, die das alles zwar registrierte, aber keine Konsequenzen daraus zog.
Solche Erfahrungen haben mein Bewusstsein nachhaltig geprägt.
Warum ist Alkohol am Arbeitsplatz so schädlich?
Alkohol im beruflichen Kontext schadet auf mehreren Ebenen:
- Gesundheitliche Schäden:
- Alkohol beeinträchtigt die Konzentrationsfähigkeit, Reaktionsgeschwindigkeit und Entscheidungsfähigkeit.
- Bereits geringe Mengen Alkohol erhöhen das Unfall- und Fehlerrisiko erheblich.
- Produktivitätseinbußen:
- Kater, schlechte Laune und Krankmeldungen nach Trinkgelagen kosten Unternehmen jedes Jahr Milliarden.
- Alkoholisiert getroffene Entscheidungen sind oft schlechter durchdacht und riskanter.
- Rechtliche Risiken:
- Arbeitsunfälle unter Alkoholeinfluss können nicht nur das Unternehmen in die Haftung bringen, sondern auch den Versicherungsschutz gefährden.
- Schlechtes Betriebsklima:
- Regelmäßiger Alkoholkonsum kann zu Cliquenbildung, Ausgrenzung und Spannungen im Team führen.
- Mitarbeiter, die nicht trinken wollen oder können (z. B. aus gesundheitlichen, religiösen oder persönlichen Gründen), fühlen sich schnell ausgeschlossen.
- Imageschäden:
- Wenn externe Partner oder Kunden von exzessivem Alkoholkonsum im Unternehmen erfahren, leidet die Professionalität und Außenwirkung.
Kurz gesagt: Alkohol passt nicht zur modernen, verantwortungsvollen Unternehmenskultur.
5 gute Gründe, warum Alkohol im Unternehmen nichts verloren hat
📌 Gesundheit schützen: Alkohol ist kein „Harmloses Genussmittel“, sondern ein Zellgift. Jeder Konsum birgt Risiken.
📌 Leistung steigern: Konzentration, Energie und Kreativität sind alkoholfrei einfach besser.
📌 Team stärken: Echte Teambindung entsteht durch Respekt und Erlebnisse – nicht durch Promille.
📌 Vorbild sein: Unternehmen setzen Signale, ob bewusst oder unbewusst. Alkohol am Arbeitsplatz ist ein schlechtes Signal.
📌 Vielfalt leben: Nicht alle trinken. Unternehmen, die das respektieren, zeigen echte Diversity-Intelligenz.
Welche Alternative wähle ich als Unternehmer bewusst?
Bei DasRekrutier habe ich entschieden, einen anderen Weg zu gehen:
Anstatt alkoholische Präsente zu verschenken, arbeite ich mit einem griechischen Olivenbauern zusammen, der:
- Fair und nachhaltig produziert
- Hochwertiges, naturbelassenes Olivenöl herstellt
- Eine Philosophie von Wertschätzung und Achtsamkeit verkörpert
Jeder meiner Kunden erhält dieses exzellente Olivenöl als wertschätzendes Dankeschön.
Und für die Kandidaten, die ich erfolgreich vermittle, habe ich ebenso bewusst gewählt:
Hochwertige Onboarding-Geschenke – kleine, praktische Unterstützungen für den Start in den neuen Job, wie z. B.:
- Edle Notizbücher
- Hochwertige Stifte
- Inspirierende Fachliteratur
- Nützliche Gadgets für den Schreibtisch
Keine Flasche Sekt, kein Wein, keine Stolperfalle.
Ich möchte den Start ins neue Arbeitsleben mit Motivation und positiven Impulsen begleiten – nicht mit Konventionen, die für manche eine echte Belastung darstellen könnten.
Checkliste: Geschenke, die wirklich Wertschätzung ausdrücken
✅ Praktisch: Unterstützt den neuen Jobstart
✅ Persönlich: Zeigt, dass ich mir Gedanken gemacht habe
✅ Zeitlos: Keine Trends, keine Moden
✅ Qualitativ hochwertig: Lieber weniger, dafür edel
✅ Werteorientiert: Nachhaltigkeit, Fairness, Individualität
Wie kann Unternehmenskultur ohne Alkohol noch schöner sein?
Es gibt so viele Möglichkeiten, Zusammenhalt und Wertschätzung zu leben – ganz ohne Alkohol:
- Gemeinsame Sportevents (z. B. Firmenläufe oder Beachvolleyballturniere)
- Gesunde Frühstücke oder Smoothie-Workshops
- Teambuilding durch Outdoor-Aktivitäten
- Kreative Workshops oder soziale Projekte
- Meditations- oder Achtsamkeitstrainings
Diese Formate fördern nicht nur die Gesundheit, sondern auch die echte zwischenmenschliche Verbindung im Team – frei von Alkoholeinfluss oder Konventionen.
Mein Appell an Unternehmer und Personalverantwortliche
Es sind oft die kleinen Dinge, die den Unterschied machen.
Ein Präsent. Ein Meeting ohne Alkoholausschank. Eine klare Haltung.
Als Unternehmer tragen wir Verantwortung – nicht nur für Umsatz und Erfolg, sondern auch für das Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden und Partner.
Alkohol am Arbeitsplatz ist keine Nebensache.
Er ist ein Signal – entweder für Achtlosigkeit oder für Bewusstsein.
Ich habe meine Entscheidung getroffen:
Für mehr Achtsamkeit. Für mehr Wertschätzung. Für eine bessere Arbeitswelt.
Vielleicht inspiriert Dich meine Geschichte ja, ebenfalls einen neuen Weg einzuschlagen.