Der Officehund – Mehr als nur ein treuer Begleiter


Diese Woche widme ich ganz den Officehunden dieser Welt – und ehrlich gesagt: Höchste Zeit, dass dieses Thema mehr Aufmerksamkeit bekommt. Denn was früher undenkbar gewesen wäre, ist heute in vielen Büros Realität: Der Hund als fester Bestandteil des Teams.

Ich erinnere mich noch gut: Ein Partnerhotel von mir hat nicht nur im Backoffice einige Vierbeiner, sondern auch am Empfang sitzt regelmäßig ein Hund, der mit stoischem Blick kontrolliert, ob bei den Gästen alles in Ordnung ist. Kein Bellen, kein Chaos – nur eine ruhige Präsenz mit treuem Blick. Das hätte es vor 10 oder 20 Jahren so definitiv nicht gegeben. Damals habe ich noch in einem Co-Working-Space gearbeitet, wo Hunde sogar ausdrücklich verboten waren. Heute sehen viele Arbeitgeber das entspannter – und das hat gute Gründe.

Trotzdem: Hunde im Büro bringen nicht nur Vorteile. Es gibt auch Herausforderungen, die man nicht unterschätzen sollte. In diesem Beitrag möchte ich beide Seiten beleuchten – und zwar ehrlich, ohne Verklärung, aber mit persönlichem Blick und vielen praktischen Hinweisen.

Warum Hunde am Arbeitsplatz immer beliebter werden

Immer mehr Berufstätige nehmen ihren Hund mit ins Büro – nicht nur, weil sie es möchten, sondern weil sie es müssen. Die Arbeitszeiten vieler Menschen lassen es einfach nicht zu, den Hund tagsüber allein zu lassen. Und ganz ehrlich: Wer einen Hund hat, weiß, dass der Abschied am Morgen oft schwer fällt – und die Freude beim Wiedersehen umso größer ist.

Ich selbst habe schon lukrative Jobangebote ausgeschlagen, weil es mir nicht erlaubt war, meinen Hund mitzubringen. Klingt vielleicht übertrieben, ist es aber nicht – denn für viele von uns ist der Hund mehr als nur ein Haustier. Er ist Familienmitglied, Stressregulator und – ja – manchmal auch Therapeut.

Ein Freund von mir, Teamleiter in einer Berliner Digitalagentur, erzählt oft, dass er ohne seinen Labrador kaum durch den Tag kommen würde. In stressigen Projektphasen bringt ihn der Hund regelrecht wieder „auf den Boden“. Er sagt: „Wenn ich aus einem knallharten Call mit dem Kunden komme und mich mein Hund am Schreibtisch anschaut, weiß ich wieder, was wirklich zählt.“

Die positiven Effekte eines Bürohundes

1. Hunde fördern das Wohlbefinden

Es ist wissenschaftlich erwiesen: Allein das Streicheln eines Hundes löst im Körper die Ausschüttung von Oxytocin aus – dem sogenannten Kuschelhormon. Es senkt den Cortisolspiegel, reduziert Stress, reguliert den Blutdruck, verlangsamt die Atmung und sorgt insgesamt für mehr Gelassenheit und Ausgeglichenheit.

Ich habe es selbst erlebt: Sobald ein Hund im Büro war, gingen alle miteinander ein bisschen entspannter um. Es wurde weniger geschrien, weniger gedrängelt – dafür öfter gelächelt. Manchmal reichte schon der tapsige Gang eines Welpen durch den Flur, um eine ganze Abteilung zum Lächeln zu bringen. In einem Unternehmen, in dem ich tätig war, stand sogar eine Box mit Hundekeksen an der Rezeption – „für gute Stimmung im Vorbeigehen“.

2. Hunde fördern soziale Interaktion

Ein Hund ist ein Gesprächsstarter. Gerade in größeren Unternehmen, wo sich Kolleginnen und Kollegen oft nur flüchtig kennen, kann ein Hund Brücken bauen. „Wie heißt er?“, „Wie alt ist sie?“ – aus Smalltalk wird Sympathie. Und aus Sympathie wird manchmal sogar Teamgeist.

Ein Entwickler, den ich in einem Tech-Unternehmen kennengelernt habe, sagte mal: „Ich rede nicht gern mit Menschen. Aber über meinen Hund kann ich reden.“ Er hat seinen Hund damals regelmäßig mitgebracht – und durch ihn kamen Gespräche zustande, die sonst nie stattgefunden hätten. Sogar eine neue Freundschaft entstand daraus – inklusive gemeinsamer Hundespaziergänge in der Mittagspause.

3. Bewegung wird automatisch Teil des Arbeitstages

Wenn der Hund mit im Büro ist, wird man automatisch aktiver. Ich habe meine Mittagspausen regelmäßig für Spaziergänge im Park genutzt – und selbst interne Meetings verlegt, wenn es thematisch passte. Eine Runde durch den Kiez statt der Kantine. Und siehe da: Die Gespräche wurden konstruktiver, der Ton freundlicher, die Ergebnisse besser.

Ein Bekannter, der in einer Personalabteilung arbeitet, nutzt seine Gassi-Runden sogar für kurze „Walk-and-Talks“ mit Kolleg:innen – vor allem bei sensiblen Themen. Das Setting an der frischen Luft sei oft offener, ehrlicher und produktiver als das klassische Gespräch im Besprechungsraum.

4. Hunde schaffen gute Stimmung – auch digital

Ich gebe zu: Ich habe meinen Welpen damals regelmäßig bei Video-Calls vor die Kamera gehalten. Und ja – das hat funktioniert. Die Reaktionen waren immer positiv, das Eis war gebrochen, und manchmal hat es sogar zu einem Abschluss geführt. Manchmal reicht eben ein treuer Blick für einen gelungenen Pitch.

Und nicht nur bei internen Terminen: Selbst bei Bewerbungsprozessen kann ein Hund helfen, Atmosphäre aufzubauen. Ich erinnere mich an eine Bewerberin, die während des Videocalls ganz aufgeregt war – bis mein Hund ins Bild lief. Sie lachte, entspannte sich – und wir hatten am Ende ein richtig gutes Gespräch. (Sie hat übrigens den Job bekommen.)

Aber es gibt auch Schattenseiten…

So groß die Vorteile sind – so wichtig ist es, auch die Herausforderungen offen anzusprechen. Denn nicht jeder Arbeitsplatz eignet sich für einen Hund. Und nicht jeder Hund ist für den Arbeitsplatz geeignet.

1. Rücksicht auf Allergien und Ängste

In einem Unternehmen, in dem ich tätig war, hatte mein damaliger Vorgesetzter eine Tierhaarallergie. Trotzdem hat er mir erlaubt, meinen Hund mitzubringen – unter der Bedingung, dass er nicht in sein Büro kommt. Ich habe das respektiert und den Hund so trainiert, dass er sich ausschließlich in bestimmten Bereichen aufhielt. Aber solche Lösungen funktionieren nur, wenn alle mitziehen.

Noch sensibler wird es bei Kolleginnen und Kollegen mit Hundeangst. Das ist keine Schrulle, sondern für viele eine echte Belastung. In solchen Fällen sollte man klar sagen: Dann ist das Büro kein Platz für Hunde. Punkt.

Ich erinnere mich an eine Kollegin, die panische Angst vor Hunden hatte – ausgelöst durch ein Kindheitserlebnis. Selbst kleine, ruhige Hunde sorgten bei ihr für Nervosität. Die Lösung war hier ein Kompromiss: Der Hund durfte ins Büro, aber nur in den rückwärtigen Bereich und wurde dort auch nicht von anderen „herumgeführt“.

2. Stubenreinheit ist kein Nice-to-have

Ein anderes Beispiel: Eine Kollegin hat sich etwa ein Jahr nach mir ebenfalls einen Welpen angeschafft. Leider war sie mit der Erziehung ziemlich überfordert. Das Ergebnis: Ein Hund, der regelmäßig ins Büro gepinkelt hat – bevorzugt auf den Teppich. Und irgendwann roch das ganze Stockwerk wie eine Hundeschule am Samstagmittag. Dass sich da andere Abteilungen beschwert haben, ist kein Wunder.

Noch gravierender war ein Fall in einem Startup, bei dem der Hund eines Mitarbeiters regelmäßig Mülleimer ausräumte – mit dem Ergebnis, dass Essensreste, Verpackungen und sogar verschimmelte Essensreste in den Fluren verteilt lagen. Die Konsequenz: generelles Hundeverbot.

3. Sozialverträglichkeit ist entscheidend

In einem weiteren Fall hatten wir einen Ex-Bundeswehrhund im Team. Hochintelligent, top trainiert – aber leider völlig unverträglich mit anderen Hunden. Das Ergebnis: Zwei Hunde im Büro, die sich nicht ausstehen konnten. Es war wie ein Live-Drama in Dauerschleife. Ständige Koordination, wer wann wo läuft, wer wo liegt, wer wen zuerst sieht – das kann auf Dauer echt anstrengend sein.

4. Lautstärke und Kundenkontakt

Und dann war da noch der weiße Schäferhund bei meinem letzten Arbeitgeber. Optisch ein Traum, charakterlich eher… speziell. Er bellte jeden an, der zur Tür reinkam. Wer sich mit Hunden nicht auskannte oder schon mal schlechte Erfahrungen gemacht hatte, bekam es schnell mit der Angst zu tun – was nicht gerade zur Kundenbindung beitrug, vor allem, wenn der Hund am Telefon mitbellt.

Voraussetzungen für ein harmonisches Miteinander

Damit das Ganze nicht im Chaos endet, braucht es klare Regeln und ein gutes Miteinander. Aus meiner Erfahrung sind folgende Punkte entscheidend:

  • Kläre mit der Geschäftsleitung ab, ob Hunde überhaupt erlaubt sind.
  • Gewöhne Deinen Hund an die neue Umgebung, an neue Menschen, Geräusche und Gerüche.
  • Richte einen festen Ruheplatz in Deiner Nähe ein, der dem Hund Sicherheit gibt.
  • Plane feste Pausen und Gassi-Runden ein, damit der Hund Routine bekommt.
  • Beaufsichtige den Hund jederzeit, er darf nicht frei durchs Büro laufen.
  • Nimm Rücksicht auf Ängste und Allergien, spreche frühzeitig mit dem Team.
  • Beseitige Verschmutzungen sofort und gründlich – am besten mit Spezialreinigern.
  • Gib dem Hund auch mal Beschäftigung, z. B. einen Kauknochen, Schnüffelteppich oder Intelligenzspiel.
  • Regle den Umgang mit Kollegen: Was darf gefüttert werden, was nicht? Dürfen andere den Hund streicheln?
  • Beobachte Deinen Hund: Ist er wirklich entspannt oder eher gestresst?

Was wir mitnehmen können

Hunde im Büro sind keine Spielerei, sondern ein echtes Commitment – von Mitarbeitenden, Führungskräften und der gesamten Unternehmenskultur. Wenn es klappt, kann es großartig sein: mehr Zufriedenheit, mehr Bindung, mehr Menschlichkeit.

Aber es braucht eben auch klare Spielregeln, gute Kommunikation und die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen. Denn nur wenn Mensch und Hund sich wohlfühlen, wird aus dem Bürohund mehr als ein Trend – nämlich ein echter Mehrwert.