Mit dem Obstkorb lockst Du keinen mehr – Wie Du echte Benefits richtig einsetzt


Die Welt des Recruitings und der Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert. Was früher ein einfacher Obstkorb oder ein pünktlich gezahltes Gehalt bewirken konnte, reicht heute längst nicht mehr aus, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein. Unternehmen müssen kreativer und individueller agieren, um Talente zu gewinnen und bestehende Mitarbeiter langfristig zu binden. In diesem Artikel zeige ich Dir, wie Du mit durchdachten Benefits Dein Unternehmen auf ein neues Level bringen kannst – nicht nur für die Bewerbergewinnung, sondern auch für die Mitarbeiterzufriedenheit. Dabei habe ich spannende Inputs von meinen Partnern Thomas Trinks (Benefits Manager) und Jakob Behringer (Experte für Versicherungen) einfließen lassen.

Warum Benefits mehr als nur „nice to have“ sind

Bevor ich zu den konkreten Ideen komme, möchte ich Dir eine kleine Anekdote aus meiner Berufserfahrung erzählen, die zeigt, wie Benefits manchmal falsch verstanden werden. In einem Unternehmen, in dem ich tätig war, wurde ich gebeten, Stellenanzeigen zu überarbeiten. Als ich nach den angebotenen Benefits fragte, bekam ich die Antwort: „Wir bieten Mitarbeitergetränke!“ Klingt gut, oder? Aber als ich genauer nachfragte, stellte sich heraus: Das „Angebot“ bestand aus Leitungswasser und selbst gekauften Kaffeepulver oder Teebeuteln.

In einem anderen Fall erklärte mir ein Kunde stolz, dass er das Gehalt seiner Mitarbeiter pünktlich zahlt – als wäre das ein besonderes Extra. Mal ehrlich: Würde es Dich begeistern, wenn Dein Arbeitgeber Deine Leistung pünktlich bezahlt, aber ansonsten keine Wertschätzung zeigt? Wohl kaum.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass Benefits mehr sein müssen als reine Alibihandlungen. Sie sollten echte Mehrwerte bieten, individuell auf die Bedürfnisse der Belegschaft zugeschnitten sein und idealerweise sogar die Unternehmenskultur stärken.

Was Mitarbeiter wirklich wollen

Ein Obstkorb ist nett, aber er allein wird Dich nicht von der Konkurrenz abheben. Hier einige Beispiele, wie Du durch kreative und gut durchdachte Benefits Dein Unternehmen für Bewerber und Mitarbeiter attraktiver machst:

1. Praktische Lösungen für den Arbeitsalltag

In einem Handwerksbetrieb, den ich kenne, wurde das Thema Werkzeug clever gelöst: Statt Mitarbeiter bei Verlust oder Verschleiß von Werkzeug in Vorleistung treten zu lassen, gibt es ein zentralisiertes Werkzeuglager mit hochwertigen Geräten. Die Mitarbeiter können sich bei Bedarf einfach bedienen. Ein kleiner Aufwand für das Unternehmen, aber ein riesiger Mehrwert für die Belegschaft.

Auch Monteure, die häufig unterwegs sind, profitieren von einer Firmenkreditkarte für Hotel- und Reisekosten. Kein Warten auf die Rückerstattung und weniger bürokratische Hürden – das spart Nerven und Zeit.

In einem weiteren Beispiel hat ein Unternehmen ein digitales System eingeführt, mit dem Dienstpläne und Urlaubsanträge flexibler und transparenter gestaltet werden. Die Mitarbeiter können direkt per App Änderungen vornehmen oder ihre Schichten tauschen. Dieses System wird besonders in der Gastronomie und Hotellerie geschätzt, wo Schichtpläne häufig kurzfristig angepasst werden müssen.

2. Essen und Trinken mit Mehrwert

Ein Obstkorb kann toll sein – wenn er richtig genutzt wird. Frisches Obst, das regelmäßig aufgefüllt wird, oder ein „Apfelkorb am Empfang“ kann nicht nur die Belegschaft, sondern auch Kunden und Besucher beeindrucken.
Was Getränke angeht: Kleine Flaschen (0,5 bis 0,7 Liter) sind oft praktischer und vermeiden unnötigen Abfall durch halbvolle Flaschen die nicht mehr getrunken werden.

In einem Unternehmen, in dem ich gearbeitet habe, gab es jeden Mittwoch eine kleine Stärkung am Morgen – Croissants, Brezeln und Obst. Diese einfache Geste brachte die Mitarbeiter zusammen, förderte den Austausch und reduzierte den Bedarf an langwierigen Meetings. So profitierten alle, und die Kosten waren überschaubar.

Ein weiteres Beispiel stammt aus einem IT-Unternehmen, das eine voll ausgestattete Küche zur Verfügung stellt. Mitarbeiter können ihre Mahlzeiten dort zubereiten und sogar gemeinsam kochen. Dieses Angebot hat nicht nur die Teamkultur gestärkt, sondern auch das Wohlbefinden der Belegschaft verbessert.

Die Expertenlösung: wusstest Du, dass Du Deinen Mitarbeitenden für ein vernünftiges Essen im Monat bis zu 108,45€ als Essenszuschuss gewähren kannst? Diese werden in 15 Gutscheine aufgeteilt und mit diesen kann sich jede:r Mitarbeitende einfach das aussuchen, was er oder sie am liebsten mag. Die Gutscheine finden sowohl bei den großen Einzelhandelsketten, im Bio-Supermarkt, als auch bei zahlreichen Restaurants, Bäckereien, Metzgereien und Bistros Akzeptanz. 

Für Dich als Arbeitgeber lohnt sich das nicht nur als effektive Wertschätzung, sondern auch im Geldbeutel: Essenszuschüsse sind nur mit einer geringen Pauschalsteuer belegt und darüber hinaus sozialversicherungsfrei – ein Gewinn also auch mit Blick auf Deine Personalkosten. 

3. Mobilität und Flexibilität

Ein weiteres Beispiel stammt aus einem mittelständischen IT-Unternehmen. Hier wird den Mitarbeitern eine monatliche Mobilitätspauschale angeboten. Ob für ein Bahnticket, den Fahrradkauf oder die Autonutzung – die Mitarbeiter entscheiden selbst, wie sie diese nutzen möchten. Ein Kollege berichtete mir, wie er diese Pauschale genutzt hat, um sich ein hochwertiges Fahrrad für den Arbeitsweg zu finanzieren. Solche individuellen Lösungen kommen oft sehr gut an.

In einem anderen Fall wurde ein Mitarbeiterparkplatz mit Ladestationen für Elektroautos eingerichtet. Diese Maßnahme hat nicht nur die Attraktivität des Arbeitsplatzes erhöht, sondern auch das Engagement für Nachhaltigkeit unterstrichen.

Die Expertenlösung: ein Benefits Manager überlegt mit Dir und Deiner Belegschaft gemeinsam, wie man Mobilitätslösungen für jeden Mitarbeitenden passgerecht fördert. Das Monatsticket für den öffentlichen Nahverkehr kann man ganz oder in Teilen dabei sogar komplett steuer- und sozialversicherungsfrei übernehmen. Wer Auto oder Rad nimmt, freut sich über die Zahlung einer Entfernungspauschale.

4. Homeoffice-Zuschüsse

Gerade in Zeiten, in denen hybrides Arbeiten immer wichtiger wird, sind Zuschüsse für das Homeoffice ein gefragter Benefit. Ein Unternehmen, mit dem ich gesprochen habe, stellt seinen Mitarbeitern nicht nur ergonomische Möbel zur Verfügung, sondern bietet zusätzlich eine Internetpauschale von bis zu 50 Euro pro Monat. Diese Maßnahme wird von vielen Arbeitnehmern sehr geschätzt und steigert die Produktivität.

Die Expertenlösung: Auch wenn Deine Mitarbeitenden nicht hybrid oder im Homeoffice arbeiten können, profitieren sie dennoch von der Internetpauschale. Diese ist nämlich nicht ans Homeoffice, sondern nur an die Internetnutzung im privaten Umfeld gekoppelt – und mal ehrlich, wer nutzt kein Internet und keine internetfähigen Geräte zu Hause?

Sachbezug und Sonderzahlungen

Thomas Trinks, Experte für Benefits, hat mir einige spannende Ideen verraten. Mit einer steuerfreien Sachbezugs-Debitkarte kannst Du Deinen Mitarbeitern monatlich bis zu 50 Euro gutschreiben. Auch darauf werden keine Sozialversicherungsbeiträge fällig. Besonders praktisch: die Karte erlaubt es im Gegensatz zu Gutscheinen, den Sachbezug anzusparen – so kommen im Jahr bis zu 600€ zusammen, um auch eine größere Anschaffung nicht aus dem regulären Gehalt tätigen zu müssen. 

Obendrein kannst Du zu besonderen Anlässen wie Geburtstagen, Hochzeiten oder auch Krankheitsfällen bis zu 60 Euro steuerfrei gewähren. Diese kleinen Gesten können große Wirkung haben – sowohl finanziell als auch emotional. Übrigens: auch hier musst Du nicht zwingend ein Geschenk kaufen. Eine Aufladung auf die Sachbezugskarte ist rechtlich genauso möglich und erlaubt dem Mitarbeitenden weitestgehende Freiheit, wie er oder sie mit der Aufmerksamkeit umgehen möchte.

Kindergartenzuschuss

Für Eltern ist dieser Benefit ein echter Gamechanger. Kita-Gebühren können stark variieren, und ein Zuschuss zeigt nicht nur Wertschätzung, sondern schafft auch finanzielle Entlastung. In einem Unternehmen, mit dem ich kürzlich gesprochen habe, wurde berichtet, dass dieser Zuschuss der Hauptgrund war, warum eine talentierte Fachkraft sich für die Firma entschieden hat.

Für Dich als Arbeitgeber bindet das nicht nur junge Eltern. Der Kindergartenzuschuss ist darüber hinaus steuer- und sozialversicherungsfrei, also die wohl sinnvollste Gehaltserhöhung bei gleichzeitig niedrigen Personalkosten.

Betriebliche Versorgungssysteme

Ein betriebliches Versorgungssystem ist heute kein “Nice-to-have” mehr, sondern eine verpflichtende Verantwortung, der Arbeitgeber nachkommen müssen. 

Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) steht allen sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer:innen gesetzlich geregelt zu (BetrAVG).

Die Frage ist also nicht ob eine bAV angeboten wird, sondern nur: wie man sie sinnvoll gestaltet und bestmöglich zur Mitarbeiterbindung einsetzt.

Dabei ist eines klar: Ohne eine rechtssichere Versorgungsordnung, erstellt von zertifizierten Rentenberatern oder Rechtsanwälten für Arbeitsrecht, geht es nicht – sonst sieht sich der Arbeitgeber immer Haftungspotentialen ausgesetzt.

Die bAV sichert Arbeitnehmende nach ihrem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben ab und ist dabei die am meisten geförderte Form der Altersvorsorge in Deutschland überhaupt.

Doch auch für die Zeit davor, also das Arbeitsleben, kann sich der Arbeitgeber bei seinen Mitarbeitenden erkenntlich zeigen und zugleich noch Geld sparen.

Nebst der teuren Fluktuation von Mitarbeitenden und den damit einhergehenden Kosten für Mitarbeiterrekrutierung und -einarbeitung, stellt der zunehmend hohe Krankenstand viele Unternehmen vor große finanzielle Herausforderungen.

Dem entgegen wirkt das Angebot einer betrieblichen Krankenversicherung (BKV). 

Sie ist ein wirksames Instrument, um den Krankenstand im Unternehmen zu reduzieren und die Arbeitgebermarke zu stärken. Das sorgt für mehr Produktivität und langfristige Kostenersparnis. Ein Gewinn für Mitarbeitende und Unternehmen.

Am beliebtesten sind aktuell sogenannte Budget-Tarife, bei denen die Mitarbeitenden ein bestimmtes jährliches Budget (bspw. 500/ 1.000/ 1.500 €) nach freien Ermessen für sich und ihre Gesundheit verwenden können.

Ob für Brillen, Zahnersatz, Massagen, Physiotherapie, Naturheilverfahren oder Krebsvorsorge: mit einem Budgettarif findet jeder Mitarbeitende eine Verwendung und wirkt so dem hohen Krankenstand und den damit einhergehenden Kosten entgegen.

Mein persönliches Fazit: Individuelle Benefits sind der Schlüssel

Die Welt der Benefits ist vielseitig, und was für den einen ein Gewinn ist, mag für den anderen irrelevant sein. Deshalb solltest Du das Gespräch mit Deinen Mitarbeitern suchen. Finde heraus, was wirklich geschätzt wird, und passe Deine Angebote an die individuellen Bedürfnisse Deiner Belegschaft an. Um den Überblick zu behalten, was geht und sinnvoll ist, ist professioneller Rat sinnvoll. 

Wenn Du noch mehr erfahren möchtest oder Unterstützung bei der Umsetzung brauchst, lass uns gerne darüber sprechen – oder tausch Dich mit Experten wie Thomas Trinks und Jakob Behringer aus. Denn eines steht fest: Zufriedene Mitarbeiter sind nicht nur produktiver, sondern auch die besten Markenbotschafter für Dein Unternehmen.

Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich der Inspiration und ist keine steuerrechtliche Beratung. Bei konkreten Fragen wende Dich bitte an einen Steuerberater.