Heute spreche ich ein Thema an, das in jeder Firma anders gehandhabt wird und von jedem Menschen unterschiedlich empfunden wird. Aber eines ist sicher: Fast jeder hat Mobbing am Arbeitsplatz schon einmal erlebt, selbst erfahren oder zumindest mitbekommen. Und das ist alarmierend, denn Mobbing ist kein harmloser Spaß oder eine kleine Stichelei – es ist ein ernstes Problem mit gravierenden Folgen. Es zerstört nicht nur Karrieren, sondern auch die Gesundheit und das Privatleben der Betroffenen.
Arbeitgeber haben eine gesetzliche Verpflichtung, ihre Mitarbeiter vor psychischen Belastungen zu schützen und eine gesunde, respektvolle Arbeitsumgebung zu gewährleisten. Doch die Realität sieht oft anders aus. Die Zahlen sprechen für sich: Seit Jahren sind die Mobbingraten am Arbeitsplatz erschreckend hoch. Mehr als 30 % aller Arbeitnehmer geben an, dass sie bereits Mobbing in ihrer beruflichen Laufbahn erfahren haben. Die Folgen? Massiv steigende Krankenstände. Rund 30 % der betroffenen Personen erkranken kurzfristig, weitere 30 % langfristig an den Auswirkungen von Mobbing. 20 % benötigen eine Kur, 15 % sogar psychotherapeutische Behandlung.
Trotz dieser alarmierenden Zahlen sehen viele Unternehmen weg. Manche tolerieren Mobbing nicht nur, sondern setzen es gezielt als Mittel ein, um unliebsame Mitarbeiter loszuwerden. Ich habe es selbst erlebt: In einigen Fällen wurde Mobbing systematisch genutzt, um Menschen aus dem Unternehmen zu drängen. Es ist ein grausames und unmenschliches Vorgehen – und eines, das Firmen teuer zu stehen kommen kann. Schadenersatzforderungen und Schmerzensgelder sind nicht selten die Folge, wenn Unternehmen ihre Fürsorgepflicht verletzen.
Warum Mobbing kein Einzelfall ist – und warum wir alle hinsehen müssen
Jeder, der Mobbing am Arbeitsplatz beobachtet, trägt Verantwortung. Schweigen bedeutet Zustimmung. Wenn ein Kollege gemobbt wird, solltest du nicht wegsehen, sondern helfen, indem du die Situation meldest oder Unterstützung anbietest. Denn Mobbing zerstört nicht nur die Psyche der Betroffenen, sondern vergiftet auch die gesamte Unternehmenskultur. Ein toxisches Umfeld führt zu Fluktuation, schlechten Bewertungen auf Plattformen wie Kununu und am Ende zu wirtschaftlichen Schäden für das Unternehmen.
Doch es gibt auch positive Beispiele, die zeigen, dass es anders geht. In einem meiner früheren Jobs wurde konsequent gegen Mobbing vorgegangen – und zwar auf eine Weise, die mich bis heute beeindruckt.
Ich begann damals im Vertrieb eines Start-ups. Unser Team bestand aus fünf Personen, inklusive der Führungskraft. Leider war der Unternehmergeist nicht nur von Dynamik geprägt, sondern auch von Klatsch und Tratsch. Drei Teammitglieder hatten es auf unsere Führungskraft abgesehen – aus Neid, weil sie jung war und nicht so viele Stationen im Lebenslauf hatte wie andere. Ihre Kompetenz wurde nicht anerkannt, stattdessen verbreiteten sich Intrigen. Ich selbst war noch in der Probezeit und bekam nur am Rande mit, was vor sich ging. Doch irgendwann versuchten einige Kollegen, mich in ihre Spielchen hineinzuziehen.
Kurz vor dem Ende meiner Probezeit wurde ich in den Konferenzraum gebeten. Dort saßen die beiden Gründer und meine Führungskraft. Mein erster Gedanke? „Oh Mist, was habe ich falsch gemacht?“ Doch die Antwort war eine ganz andere: „Oliver, du hast nichts falsch gemacht. Wir werden heute das gesamte Vertriebsteam kündigen und ein neues Team um dich und die Führungskraft herum aufbauen!“
Wow. Ich war sprachlos. Aber genau so muss man mit toxischen Mitarbeitern umgehen. Die Folge? Mein Vorgesetzter und ich haben nicht nur das Geschäft am Laufen gehalten, sondern die Umsätze gesteigert – und dabei mehr gelacht als jemals zuvor. Genau so macht Arbeit Spaß! Dieses Unternehmen hat bewiesen, dass respektvolles Miteinander und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen können. So sollte es immer sein!
Mobbing-Opfer oder Täter? Beides erlebt – beides fatal
Leider gibt es auch die andere Seite. In einem anderen Unternehmen wurde ich selbst Opfer – und fast auch Täter. Mein Vorgesetzter und ich waren grundlegend verschieden: Ich mit praktischer Erfahrung, er ein analytischer Manager. Es passte einfach nicht. Immer wieder wurde ich in Meetings vorgeführt, meine Arbeit wurde übermäßig kritisch hinterfragt, und ich hatte das Gefühl, dass meine Meinung nicht zählt. Das war der Punkt, an dem ich begann, ein Mobbing-Tagebuch zu führen. Das kann ich jedem Betroffenen nur empfehlen: Dokumentiere jede einzelne Situation! Schreibe alles auf, mache Screenshots von Chats, sichere E-Mails – alles, was dir hilft, ein klares Bild von den Geschehnissen zu haben. Besonders hilfreich ist es, ein digitales Tagebuch mit Zeitstempeln zu führen. Interessanterweise nahmen die Angriffe gegen mich ab, als bekannt wurde, dass ich Beweise sammele.
Doch Mobbing existierte nicht nur auf meiner Ebene – es wurde aktiv von der Unternehmensführung genutzt, um Mitarbeiter loszuwerden. KPIs wurden so gesetzt, dass sie unerreichbar waren, Fehler wurden provoziert, Kündigungen gezielt vorbereitet. Ein skrupelloses System, das dazu diente, Mitarbeiter „freiwillig“ aus dem Unternehmen zu drängen. Eine Methode, die nicht nur ethisch verwerflich ist, sondern langfristig auch dem Unternehmen selbst schadet.
Und was passiert mit solchen Unternehmen? Langfristig scheitern sie. Das zeigt sich in Bewertungen auf Plattformen wie Kununu: Die Firma mit der starken Anti-Mobbing-Kultur hat heute eine 4,3-Sterne-Bewertung und eine 75%ige Weiterempfehlungsrate. Das toxische Unternehmen? Gerade mal 3,8 Sterne und eine 50%ige Weiterempfehlungsrate. Kein Wunder – wer möchte schon für eine Firma arbeiten, die Mobbing als strategisches Mittel einsetzt?
Wie du dich gegen Mobbing wehren kannst
Wenn du selbst betroffen bist oder jemanden kennst, der gemobbt wird, dann solltest du unbedingt aktiv werden. Hier ein paar Tipps:
- Dokumentiere alles: Führe ein Mobbing-Tagebuch, speichere Nachrichten und halte Vorfälle schriftlich fest.
- Hole dir Unterstützung: Wende dich an den Betriebsrat, die Personalabteilung oder eine Vertrauensperson im Unternehmen.
- Konsultiere einen Anwalt für Arbeitsrecht: In schweren Fällen kann eine rechtliche Beratung helfen, Ansprüche auf Schmerzensgeld oder andere Maßnahmen durchzusetzen.
- Setze Grenzen: Zeige klar, dass du dich nicht einschüchtern lässt und fordere respektvollen Umgang ein.
- Sprich mit Kollegen: Manchmal reicht es, wenn ein Team geschlossen gegen Mobbing aufsteht, um den Täter zu isolieren.
Ein gesunder Arbeitsplatz basiert auf Respekt, Wertschätzung und Fairness. Arbeitgeber, die das nicht garantieren können, werden langfristig nicht erfolgreich sein. Denn glückliche Mitarbeiter sind produktiver, loyaler und bereit, die Extrameile zu gehen. Es lohnt sich also, genauer hinzuschauen und aktiv gegen Mobbing vorzugehen!